Der DSH als Rettungshund

  • Danke für diesen spannenden und informativen Bericht über deine Arbeit mit Kobold. Mich fasziniert so eine Suche auch, es ist erstaunlich, was solche Hunde zu finden imstande sind. Und unter welchen Umständen.


    Dass sich Hund und Mensch dabei fast blind verstehen müssen und sich zu 100% gegenseitig vertrauen, ist verständlich. Ohne beidseitigem Vertrauen wäre so eine Suche erst gar nicht möglich. Und man lernt auch immer im Team, so wächst man mehr und mehr zusammen, kann den anderen immer besser lesen.

  • Wirklich ein sehr interessanter Bericht, ich lese viele Parallelen zur Hütehundausbildung., kommt bald auch wieder was drüber von mir.

    Hui, da freue ich mich, denn das Hütehundewesen hat mich schon immer fasziniert und interessiert (als Kind wollte ich nach England auswandern und dort mit einem Border Collie Schafe hüten :S ).

  • Ich finde Border Collies auch toll ... aber ich kenne eine Züchterin (die übrigens für ihre Hunde eine kleine Schafherde hält, weil die wirklich ganz viel Aufgabe brauchen, um ausgeglichen zu sein), die rät jedem ab, sich einen Border Collie ins Haus zu holen, wenn man den nicht geistig und körperlich auslasten kann. Sie hat mal einen zurückgeholt, der ließ die Kinder nachts nicht mehr zur Toilette, weil er der Meinung war, dass die Nachts ins Bett gehören und sie wieder in ihre Zimmer scheuchte. Das mag praktisch sein, wenn die Kinder eine trainierte Blase haben ... aber der Hund wurde dann nachts an die Heizung angebunden, weil die Kinder dann doch nötig mussten :/


    Chia hütet auch, aber sie akzeptiert auch alternative Beschäftigungen und ich glaube wirklich, dass sie im Vergleich zu einem Border Collie einfach zu händeln ist.


    Aber bei TopDog wärst Du mit dem Border und ganz viel Zeit fürs Hundetraining vermutlich eine Anwärterin auf den Titel ;)

  • Ich dachte, ich hole mal Flummi hier ins Boot.


    Wie habt ihr denn die Hunde ausgebildet?

    Mussten sie erst korrekt anzeigen können, bevor sie überhaupt mal in die Suche durften?

    Oder durften sie zu erst suchen und die Anzeige wurde getrennt davon aufgebaut und irgendwann hat man das zusammengeführt (so ist das bei uns)?

    Wie habt ihr die Hunde bestätigt? Mit Futter, mit Spieli, mit Futterbeutel?

    Verbeller oder Freiverweiser? Was sind deiner Meinung nach Vor- und Nachteile?

    Was habt ihr gemacht, wenn der Hund mit bestimmten Personen irgendwie ein Problem hat, ggf. Meideverhalten zeigt, kam das bei euch vor? Wie habt ihr reagiert?

    Stimmst du der Aussage "der DSH hat ein Problem zu generalisieren, ein Opferbild, das er noch nie vorher gesehen hat, zeigt er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an" zu? Wie sind hier deine Erfahrungen mit DSH als Rettungshund?

  • Hihi, ich hab ja noch viel mehr. ;)

    Ich finde es immer spannend mich mit anderen RHlern auszutauschen, gerade was die Ausbildung der Hunde betrifft.

    Da gibt es so viele Ansätze und Möglichkeiten und ich denke im Grunde schadet es nie, über den Tellerrand der eigenen Staffel zu schauen.

    Wir haben doch alle das selbe Ziel: Menschenleben zu retten. Und da ist dieser Konkurrenzkampf, den es teilweise zwischen den Staffeln gibt, finde ich, total kontraproduktiv.

    Wenn ich in den Einsatz gehe, bin ich im Zweifel auch bereit, mit einem HF aus einer anderen Staffel als Helfer mitzugehen. Klar funktioniert es besser, wenn ich den HF und den Hund kenne, aber im Fall der Fälle, dass eine Staffel viele Hunde und wenig Helfer vor Ort hat und wir dafür viele Helfer und wenig Hunde, arbeiten wir zusammen und nicht gegeneinander.

    Und deshalb freue ich mich auch immer wieder über Input von außerhalb.

  • Stimmst du der Aussage "der DSH hat ein Problem zu generalisieren, ein Opferbild, das er noch nie vorher gesehen hat, zeigt er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an" zu?

    Hm, das kann ich eigentlich nicht bestätigen, auch wenn Crazys und meine Zeit in dem RH-Bereich nur kurz war. Ihr war es egal, ab jemand gelegen oder gesessen hat. Wenn jemand weiter oben war, wo sie nicht ran kam, war sie das erste Mal etwas irritiert (und ich musste aufpassen, dass sie dann nicht versuchte, doch da hin zu kommen), aber dann war das auch kein Problem mehr und sie hat die VP verbellt.


    Oder meintest du was anderes?

    Mussten sie erst korrekt anzeigen können, bevor sie überhaupt mal in die Suche durften?

    Oder durften sie zu erst suchen und die Anzeige wurde getrennt davon aufgebaut und irgendwann hat man das zusammengeführt (so ist das bei uns)?

    Wir haben das auch so aufgebaut, dass der Hund erst mal suchen durfte und die Verbellarbeit separat aufgebaut und dann alles zusammengeführt wurde. Gab auch kein Problem.


    Wie habt ihr die Hunde bestätigt? Mit Futter, mit Spieli, mit Futterbeutel?

    Das war bei uns vom Hund abhängig. Ich hatte mit Futter angefangen uns sollte dann recht bald den Ball nehmen. Bin dann aber wieder zum Futter zurück, weil Crazy beim Ball zu triebig war.

  • Ihr war es egal, ab jemand gelegen oder gesessen hat.

    Kobold ist das nicht egal. Er hatte bisher nur ein paar liegende Personen. Anfangs hat er gar nicht ausgelöst, inzwischen schlabbert er der Person erst mal übers Gesicht (das ist bei ihm Unsicherheit und Stressabbau) und bellt dann. Das darf so natürlich nicht sein.

    Letztens hat sich eine nicht mit dem Rücken sondern mit dem Gesicht zum Baum gesetzt. Und schon hat Kobold wieder nicht gebellt. Nach dem Motto "Die schaut mich nicht an, die kann es nicht sein".

    Und ich bekomme immer wieder das Feedback: "das sind die DSH".

    In der Staffel waren schon viele DSH, einer ist immer noch da, auch dessen HF sagt das immer wieder, dass auch ihr Hund wirklich jedes Opferbild erst "lernen" musste.

    Wohingegen z.B. unsere kleine Appenzeller-Streber-Hündin (lieb gemeint) einfach jeden anbellt, der nicht "normal" durch den Wald läuft und das von vornherein.

  • Das ist interessant. Das habe ich auch bei den anderen beiden jungen DSH, die damals noch mit dabei waren, so nicht gesehen, kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Wobei ich ja da auch nicht mehr lange dabei war und die beiden noch jünger als Crazy waren.

  • Ich kann natürlich nur über meine aktive Zeit berichten.


    Wie habt ihr denn die Hunde ausgebildet?

    Wir haben Flächen-, und Trümmersuchhunde ausgebildet mit Anzeigen durch verbellen. Mit Bringsel haben wir nicht gearbeitet weil es m.M.n im Gegensatz zur Opferbindung steht. Das muß denke ich vom Hund selber kommen. Und das hatten wir nicht.

    Mussten sie erst korrekt anzeigen können, bevor sie überhaupt mal in die Suche durften?

    Oder durften sie zu erst suchen und die Anzeige wurde getrennt davon aufgebaut und irgendwann hat man das zusammengeführt (so ist das bei uns)?


    Das hat sich im laufe meiner aktiven Zeit zum Glück verändert. Anfangs wurde die Suche über "gezogene Anzeigen" aufgebaut. Im laufe der Zeit haben wir das dann auch getrennt aufgebaut. Suchen mit finden und Party am Opfer. Natürlich auf die Trieblage vom Hund angepasst. Die Anzeige wurde dann separat trainiert. Das Opfer hat mit dem Hund gespielt ist plötzlich "zusammen gebrochen" der Hund hat im besten Fall gebellt als Aufforderung zum weiter spielen. (So wurden auch von Anfang an Schockopfer trainiert)

    Wie habt ihr die Hunde bestätigt? Mit Futter, mit Spieli, mit Futterbeutel?

    Individuell auf den Hund abgestimmt.

    Ich habe einen Hund erlebt, der am Opfer einen aufgeblasenen Luftballon zerreißen durfte. ;)

    Verbeller oder Freiverweiser

    Ich persönlich halte das Verbellen für die sicherste Anzeigeart. Aber wie schon geschrieben ist auch das auf den Hund abzustimmen. Nicht umsonst heißt es ja RH-Team.

    Was habt ihr gemacht, wenn der Hund mit bestimmten Personen irgendwie ein Problem hat, ggf. Meideverhalten zeigt, kam das bei euch vor? Wie habt ihr reagiert?

    Ja das kam sogar relativ häufig vor.

    Wir hatten einen Helfer/Opfer der selbst ANGST vor Hunden hatte! =O Er hat die Arbeit bei uns als selbst Therapie gemacht. Für unsere Hunde war das natürlich extrem schwierig aber lehrreich für Hund und HF. Wir haben solch "schwachen Opfer" natürlich erst ab einem gewissen Ausbildungsstand eingesetzt.

    Stimmst du der Aussage "der DSH hat ein Problem zu generalisieren, ein Opferbild, das er noch nie vorher gesehen hat, zeigt er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an" zu? Wie sind hier deine Erfahrungen mit DSH als Rettungshund?

    Nein, dem stimme ich nicht zu.

    Das ist m.M.n kein DSH Problem, sondern an die Ausbildung gekoppelt und an die Frage:

    Wieviel unterschiedliche Typen an Opfer kann ich dem Hund im Training denn anbieten? Ich habe leider zu viele Hunde (egal welche Rasse) an unserem "schwachen Opfer" scheitern sehen.


    Ich bin sicher NICHT auf dem neuesten kynologischem Stand! Aber damals hatten wir auch sehr gute Hunde.

    War also nicht alles falsch ;)


    So, jetzt hoffe ich nicht mehr Fragen aufgeworfen zu haben als beantwortet.