Nasenarbeit / Fährte & Co /Praxisarbeit

  • Wahnsinnig interessanter Podcast mit dem WUSV IGP Weltmeister 2023 Marcos Ferré auf youtube. Auf Spanisch. Der Podcast wird allerdings gehosted von einem jungen Trainer, Oscar Mora, dem ich schon seit längerem folge, der in Californien lebt und wirkt.


    Ich schreibe es hier in den Schnüffelfaden, weil vor allem seine Ausführungen über die Fährte haben mir nachgeklungen.


    Er erklärt, dass er mit einem Hund nicht mit der Fährte anfängt, bevor der mindestens 15 Monate alt ist.


    Er ist der Meinung, dass ein Hund erst eine Grundlage in UO braucht bevor er mit der Fährte anfangen soll. Geübte Konzepte wie die richtige Reaktion auf Leineneinwirkung und Kommandos wie "Langsam" und "Platz" sollte der Hund schon drauf haben. Der Hund solle seinen Kopf beim Fährten einsetzen, nicht seine Energie. Er möchte zuerst Ruhe und Konzentration bei einem Hund sehen, das wäre bei einem Welpen nicht gegeben. Seine Worte "der Welpe rennt den Leckerli hinterher und lernt auf der Fährte an der Leine zu ziehen" "ein Hund der nie auf der Fährte gerannt ist macht das dann auch nicht". Seine Hunde brauchen dann maximal 20 Wochen um die IGP 1 Prüfung in Fährte sicher zu absolvieren. Täglich Fährte. Wenn er einen Tag verbummelt wo er nicht Fährte geht, geht er "zur Strafe" am nächsten Tag 2x fährten.


    Er ist ausserdem der Meinung, dass sehr nervenstarke Hunde die besseren Fährtenhunde sind.


    Er äusserte sich über den seltsamen Umstand, dass bei Prüfungen auf sehr hohem Niveau so extrem viele Hunde in der Fährte versagen oder nicht ihre gewohnte Leistung zu bringen vermögen. Er führt es darauf zurück, dass heutzutage auch die Hunde die bis in hohes Niveau kommen oft zu schwache Nerven haben und die Trainingsweise mit zu frühem Fährten und Fokus auf Spiel und Spass anstatt auf Technik dazu beitragen.


    Er erwähnte die WM in Randers/Dänemark, wo die Ergebnisse der Fährte sMn katastrophal waren. Es könne nicht sein, dass so viele hochrangige Teilnehmer so schlechte Leistungen ablieferten, nur 15% überhaupt bestanden haben und davon nur 7% ins "Sehr Gut" gekommen sind. Es hätten nur die Hunde mit guten Nerven bestanden, nicht die Leine ziehenden die über Instinkt und Emotion arbeiten, sondern die, die über Technik und Pflichtgefühl (commitment) arbeiten und verstehen dass die Umstände irrelevant sind. Er meinte in Randers sei die Fährte völlig unsichbar gewesen und die Begleitumstände kompliziert.


    Ansonsten hat er auch interessante Dinge über Schutzdienst erzählt. Wenn ihr wollt fasse ich das im Schutzdienstfaden zusammen.


    Insgesamt hat er gemeint, dass jeder Hundetrainer die Methode finden muss, die zu ihm als Person passt, zur Persönlichket des Trainers und dann natürlich auf den jeweiligen Hund anpassen.

  • Das sehr späte Anfangen auf der Fährte ist ein wirklich sehr interessanter Ansatz.


    Wir halten es im SD so, vo 13, 14 Monaten bekommt der Hund keinen Helfer zu Gesicht.

    Aber in der Fährtenarbeit, da hätte ich mir noch nie Gedanken drum gemacht.


    Dass Hunde mit besseren Nerven auch die besseren(beständigeren) Sucher sind, ist jetzt aber keine neue bahnbrechende Meinung/Ansicht wie ich finde. :D

  • Das habe ich jetzt die Woche auch von einem Sportler gehört, dass der mit Fährte erst anfängt, wenn der Hund rd. ein gutes Jahr alt ist und der Grundgehorsam sitzt. Auch mit SD wird da erst später angefangen.


    Allerdings war Crazy ja auch ca. 1,5 Jahre alt, als ich die ersten Fährten mit ihr gemacht habe. Okay, der UO-Gehorsam war da auch noch nicht gegeben, aber da zeichnete sich ab, dass sie kein langsamer und bedächtiger Sucher wird. Okay, hat wahrscheinlich auch an mir und den Fehlern gelegen, die ich gemacht habe.


    Aber ich denke trotzdem, dass man starken Zwang bei ihr hätte anwenden müssen, damit sie langsam wird. Und dann wäre es eher eine meidige Suche geworden.


    Und das will ich definitiv nicht. Dann lieber etwas mehr Tempo :)


    Ich denke aber auch, dass es sehr vom Typ Hund abhängt, wie intensiv/schnell/langsam/konzentriert die Fährte gearbeitet wird.

  • Ich habe mit Axel auch erst mit 2 angefangen Fährte zu machen und da wusste ich nicht dass für die IGP Fährte so spezielle Regeln gelten und habe den Axel einfach nach meinen Vorstellungen suchen lassen. Da gab es kein Futter auf der Fährte sondern nur die Gegenstände. Ich dachte es ginge darum GS zu suchen.


    Sorry, gerade aus versehen abgeschickt anstatt Smilies.


    Ich kenne aber Hundetrainer, speziell einen, der wirklich ein Spitzentrainer für Fährte ist, bei dem gehen auch hochtriebige, wuselige Hunde auf der Fährte langsam und bedächtig ohne Leine. Er benutzt dazu null komma null Zwang. Also kann man das so nicht sagen, dass das nur mit Zwang möglich ist. Er fängt aber auch mit sehr jungen Hunden an.

  • Ich glaube - ohne irgendwelche Belege oder weiteren Erfahrungswerte - dass die Leine bei Quennie einen Teil der Schuld trägt. Nämlich dass durch die Begrenzung mit der Leine gleich nach dem Fährtenquadrat schon ein Konflikt entstanden ist. Leine zwischen den Beinen konnte sie lange absolut nicht ab und dazu Zug auf dem Halsband weil sie halt zu schnell war.

    Ich habe vor einer Weile erfahren dass es wohl einige Profis gibt die am Anfang frei suchen lassen, damit eben so ein Konflikt nicht entsteht.

  • Ahja, da hab ich gleich noch eine Frage: GS anzeigen lief ja immer gut bei uns. Nur hat Quennie jetzt angefangen, den GS zu belästigen (mit der Pfote drauf oder dranstupsen). Ausserdem scheint ihr nicht klar zu sein, dass der zwischen den Pfoten liegen soll und nicht unter der Pfote oder aussen neben der Pfote. Ich bin jetzt zurück gegangen und übe Anzeigen wieder ausserhalb der Fährte. GS 50cm vor den Hund, anzeigen lassen, wenn's stimmt belohnen. Nächsten GS 50cm vor den Hund, anzeigen lassen... Aber in den meisten Fällen landet der GS unter der Pfote oder sie schubst ihn wenn ich nicht schnell genug Wurst fallen lasse. Was tun?

    GS nehmen und dem Hund zwischen die Pfoten legen?

  • GS nehmen und dem Hund zwischen die Pfoten legen?

    Ich glaube, das bringt wenig.


    Wenn sie an den GS geht, würde ich ein Abbruchsignal verwenden, dafür müsstest du dann dicht genug dran sein, aber an so langer Leine suchst du ja noch nicht, so dass du schnell einwirken kannst.


    Ich hätte es auch erst mal wieder außerhalb der Fährte geübt.


    Bei Crazy z. B. habe ich den GS hingelegt und nichts gegeben und nichts gemacht, wenn sie drauf gelegen hat. Sie hat sich dann selbst korrigiert und dann gab es dickes Lob und Futterfutterfutter. Ich habe sie also die Lösung selbst erarbeiten lassen. Und zu 95 % verweist sie die GS auch ganz korrekt (wenn sie sie in der Prüfung nicht durch die Gegend schießt ^^ ).


    Die Gegenstände müssen einerseits richtig toll sein, aber andererseits auch tabu, was Berührungen angeht.


    Ich habe z. B. nie das Futter auf den GS gegeben, sondern immer davor. So vermeide ich auch, dass die GS zu sehr nach Futter riechen ^^

  • Ich habe tatsächlich immer versucht mit dem Futter den GS zu treffen. :D


    Alles völlig einleuchtend! Wird ausprobiert! Vielen Dank!

  • Ich verstehe es so, dass Marcos die Leinenkontrolle ausserhalb der Fährte übt. Das Kommando "Langsam" wird ausserhalb der Fährte aufgebaut ebenso wie die Leinenkontrolle.


    Ich könnte mir das so vorstellen, dass ich Futterstückchen irgendwo auf dem Boden platziere die der Hund sehen kann, und der Hund lernt, dass er nur an die Futterstückchen rankommt, wenn er nicht hinzieht, sich kontrollieren lässt, mit Langsam. Tatsächlich werde ich das mit Alma so machen.

  • Axman, ich glaube nicht dass es eine große Rolle spielt in welchem Alter des Hundes mit der Fährte begonnen wird, das Argument mit dem lernen Leine ziehen durch zu frühes Training vermeidet man doch weitgehend durch die Vermittlung eines ganz anderen Bildes wie wechseln zu einem anderen Halsband/Geschirr, anderer Leine, Fährtenschild etc. Ausserdem wird ja bereits wenn die ersten Trainingsschritte aus einem Suchfeld bestehen von selber eine gewisse Ruhe dem Hund abverlangt.

    Das ziehen an der Leine lernen die Hunde doch eher im normalen Alltag durch das vorauslaufen lassen an der Schleppleine oder Flexi und bei IGP Hunden durch zu frühzeitiges Anhetzen möglichst noch mit Peitschenknallen.

    Dass die Hunde des von Dir genannten Trainers die Fährte für die IGP1 in 20 Wochen, das sind immerhin 140Tage oder 3,5 Monate, Intensivtraining schaffen glaub ich durchaus, meine HGHunde hatte ich auch selten länger weggegeben zur Ausbildung für den Körschutzdienst.

    Wie ich Deine Wiedergabe dieses Trainingskonzeptes verstehe scheint es mir ein sehr sehr technisches Konzept zu sein welches dem Hund wenig Eigeninitiative lässt aus Fehlern zu lernen wenn er mal die Fährte verliert sich in gewissen Rahmen selbst wieder einzusuchen oder sich bei einem überlaufenem oder seitlich liegendem, wie bei Wind ja öfters passiert, GS selber zurücknimmt und diesen doch noch verweist.


    GeierWally GS unter oder neben der Pfote nehm ich nicht so tragisch, bei der Prüfung steht der Richter ja meistens doch so weit weg dass er das gar nicht bemerkt?? GS schräg verweisen oder unter dem Bauch korrigiere ich schon indem ich den GS so 10-20cm vor der Hera hinlege dass sie gar nicht erst aufsteht sondern quasi in die richtige Position vor robbt

    Dein 2. Problem versuch doch mal zu lösen indem Du den GS aufnimmst bevor Du das Futter hinwirfst, wäre eh Prüfungskonformer.

  • Schafring Ja, es ist wohl ein sehr technisches Konzept. Es scheint auch ein sehr effektives Konzept zu sein, denn Marcos Hunde sind immer im SG oder VG in der Fährte auch bei extrem schwierigen Verhältnissen.


    Insgesamt bin ich garantiert kein Fan von Marcos Trainingskonzepten, ich finde jedoch einige Punkte die er nennt interessant und es wert darüber nachzudenken. Ich bin an unterschiedlichen Trainingskonzepten interessiert, das heisst nicht, dass ich sie verwende, das sage ich lieber gleich dazu. 8o


    Ich glaube was er sagen wollte war, "wenn der Hund nie auf der Fährte gerannt ist, dann rennt er auch nie auf der Fährte", damit hat er mE absolut recht. Das ist im übrigen ein Grundkonzept des Management bei force free Training, denn es führt zu Habituation. (Marcos ist natürlich kein force free Trainer ;) ) Er ist halt der Meinung, dass man bei einem älteren Hund es eher so aufbauen und kontrollieren kann ob der Hund auf der Fährte rennt als bei einem Welpen. Wenn ein Hund auf der Fährte rennt, ist das Leine ziehen auf der Fährte eine Folge davon, nicht umgekehrt (jedenfalls war es hier so gemeint).


    Ja, 20 Wochen ist nichts ungewöhnliches. Als ich damals mit Axel so einen online Fährtenkurs gemacht habe, hiess der "20 weeks of tracking". Das schwierigste dabei ist 20 Wochen lang jeden Tag geeigneten Fährtenboden zu finden, jedenfalls bei mir.


    Auf dem Video Kanal von "Jardines del Real" kann man Marcos Vater Vicente beim Fährten durch den Wald in mehreren Videos sehen. Die gehen immer auf völlig unsichtbarer Fährte. Wie sie es auch machen, es scheint ein funktionierendes Konzept zu sein unabhängig davon ob es mir gefällt oder nicht. :) <3

  • Hinzufüg:

    Ich habe den Zug auf der Leine von Axel beim Fährten lange für fehlerhaft gehalten, bis man mir gesagt hat, dass das ja gar kein Grund für Beanstandung ist. Jeder hat die Verbindung mit der Leine die er braucht, der Hund darf einen gewissen Zug darauf haben, er darf halt den HF nicht hinterherschleifen. Von da an war ich zufriedener.

  • Ja, es ist wohl ein sehr technisches Konzept. Es scheint auch ein sehr effektives Konzept zu sein, denn Marcos Hunde sind immer im SG oder VG in der Fährte auch bei extrem schwierigen Verhältnissen.

    Ich kenne ihn oder seine Methoden NICHT, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es in seinem System für den Hund auf der Fährte auch von vornherein schon "kein links oder rechts gibt" (außer am Winkel natürlich :D).


    Wenn man das - auf welche Art auch immer - so durchsetzt, muss der Hund halt auch ein gewisses Alter haben, um das überhaupt weg zu stecken, bzw. in erwarteter Weise antworten zu können. :/