Nasenarbeit / Fährte & Co /Praxisarbeit

  • Ich bin ja ein Fährtenlaie und mache das auch nicht mit meinem Hund, aber so beim Lesen stellt sich mir die Frage:

    Woher soll Witus wissen, dass er gerade etwas richtig macht, wenn du ihn in dem Moment, in dem er es tut, nicht lobst?!

    Das erschließt sich mir nicht.


    Wenn er NUR am GS gelobt wird, ist es - für mich - völlig verständlich, dass er nur von GS zu GS rennt, dabei vor lauter Hektik Winkel überläuft und auch die Futtertritte nicht immer sofort mitbekommt. Er hat gelernt: der GS ist das Highlight, der Weg dorthin ein notwendiges Übel.


    Klar muss man das Loben - so wie jede Hilfe - irgendwann wieder abbauen.


    Aber ich an deiner Stelle würde nochmal von vorne anfangen, gaaaaaanz kleinschrittig und mit viel, viel, viel Lob für richtiges Suchen mit tiefer Nase. Damit Witus sich dabei RICHTIG gut fühlt und ganz viel Feedback bekommt, dass das gut ist, was er tut.

  • Das mit dem Nicht Loben wenn er einfach schön sucht habe ich gelesen in einer Anleitung von einem Fährtenprofi in einem Zeitungsartikel. Am GS wird ja schön gelobt.


    Mein Ziel wäre ein Hund, der mit tiefer Nase sucht. Aber wie den Hund dazu dauerhaft motivieren? Der ist doch nicht blöd und merkt doch, dass der Geruch von Futter ihm nichts bringt. Oder ich bringe ihn aus seinem Suchrhythmus heraus. Witus ist dann auch kein Schnellfresser, der findet Futter, kaut es und dabei nimmt er den Kopf hoch. Meine Futterstückchen sind winzig klein, eigentlich müsste es sehr schnell gehen das Futter aufzunehmen und weiter zu suchen. Als dann die Abstände von Futter-Tritt zu Futter-Tritt größer wurden hat er dann immer dort am Futter gepickt (also dort ging sein Kopf dann runter) und ist rel. schnell zur nächsten Futtertapse gegangen, dabei ging die Nase wieder höher. Mir sagen sie immer, dass es eben viele Hunde gibt die einfach ihre Nase nicht so tief halten und auch nicht in jeden Schritt hineingucken. Aber dann wird es zu oberflächlich und Fehler schleichen sich ein, denke ich.

    Also, meine Hündin brauchst du auf der Fährte auch nicht loben. Die bringt dahingehend mehr als genug "Suchwillen" mit und ist das beste Beispiel für "will to work != will to please". :D


    Aber das bringt dir ja nichts, wenn dein Hund anders ist. Du bräuchtest dann schon einen Fährtenprofi der sich euch als Team anschaut. Und hier bieten sich Seminare mit Praxisteil an. Oder Einzelunterricht.


    Was heißt denn "dauerhaft motivieren"? Hast du dir mal professionelles Training angeschaut? Da wird überall dauerhaft motiviert, sonst hast du ganz schnell einen Hund der unzuverlässig wird. Oder im IGP Bereich prüfungsschlau. 8)


    Anerkennung ist auch für Hunde wichtig. Genauso wie Belohnung. Das sind aber zwei paar Schuhe.

    Ist doch wie bei uns Menschen. Arbeiten geht man, weil man dafür Bezahlt wird. Je nach Typus auch mit minimalstem Einsatz. Gerne zur Arbeit geht man, wenn man sich mit den Kollegen versteht und Anerkennung für das bekommt, was man leistet. Unabhängig der Bezahlung.

  • Ich zerlege mir das Fährtentraining jeweils in Schwerpunkte die ich als momentanen Schwachpunkt glaube zu erkennen.

    So hab ich zB die GS-Arbeit erst erschlossen und dann verbessert indem ich auf einer Geraden nur hab GS verweisen lassen oder den ruhigen Ansatz indem wir eine Weile erst zum Fährtenschildchen sind nachdem Hera ruhig in der Grundstellung eine Weile ausgeharrt hat und den Blickkontakt zu mir gesucht und gehalten hat, momentan arbeiten wir an den 90° Winkeln in allen möglichen Fußtrittvariationen, mal mit mehr, mal mit weniger Futter.Ich lass der Hera eigentlich relativ viel Freiraum wenn sie zB einen Winkel überläuft, bleibe stehen und lass sie sich selber wieder einsuchen, wenn das geschafftist gibts ein verbales Lob, aber ich glaube das selber die Fährte wieder gefunden zu haben ist für meinen Hund die größte Bestätigung.

    Mal gibt es einen Ball mit kurzen Spiel zur Belohnung am GS,

    das könnte ich bei der Hera nicht machen, da wäre sie raus aus dem Suchmodus, was allerdings außer der üblichen Futterbestätigung geht ist daß ich mich neben sie setze und streichle und dabei ruhig lobe.

    So werde ich auch weiterhin fortfahren für ein korrektes Verweisen, für ein nicht zu stürmisches Wiederansetzen usw.

  • Ich finde es sehr schön anzusehen wenn ein Hund eine IPG oder FH Fährte zeigt!

    Das ist immer eine tolle Leistung von Hund und HF.

    Genau so wie wenn ein Jagthund eine Schweiß-Fährte sucht oder ein Mantailer / RH eine Person.

    Und alle Suchbilder unterscheiden sich.

    Aber dieses "das ist unnatürliches Suchen" ist einfach Blödsinn (sorry).

    Du darfst mir gerne erklären weshalb das einfach Blödsinn ist was ich schreibe.

    Was ist denn deiner Meinung nach natürliches Suchen?

    Bist du der Meinung, das gibt es nicht? Oder, dass ein langsames Suchbild mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, sauber ausgearbeiteten Winkeln und tiefer Nase DIE natürliche Suchen ist?


    Ich kann kein Verhalten trainieren, welches "unnatürlich" ist.

    Für mich ist das Suchen selbst natürlich.


    Die Art wie der Hund aber bei FH und co. sucht ist nMn antrainiert.

    NOCHMAL: Ich finde Fährten Sport toll!

    Und bin auch nicht der Meinung, dass diese korrekte Art von suchen für den Hund was schlimmes ist. Ganz im Gegenteil. Aber, es muss trainiert werden, dass der Hund so sucht.

    Und deshalb "unnatürliches suchen".

    Er macht es nicht von sich aus. Seine Nase ist so gut, er braucht keine tiefe Nase um zu riechen was er riechen muss.

    Dass der Hund ins stöbern fällt, ist einfach ein Ausbildungsfehler. In dem Falle macht es für den Hund einfach mehr Sinn, sich die Fleischwurst zu erstöbern.

    STIMMT!

    Ausbildungsfehler! Genau!

    Kein Tier in freier Natur würde freiwillig eine so intensive Such-Arbeit machen.

    Ressourcen sparen ist natürlicherweise das Ziel.


    Die von dir @Filler benannten berühmten Trainer kenne ich nicht. ;)

    Ich mach mir gerne meine eigene Meinung, auch wenn du sie für Blödsinn hältst.

    Vll hast du aber noch so gute Argumente das ich diese Meinung überdenken muss.

  • Hierzu kann ich sagen, dass ich die tiefe Nase Axel nie beibringen musste. Ich habe ja mal geschrieben, dass er die Nase nicht mal hochgenommen hat um eine vom Rebhuhn ÜBERFLOGENE Strecke zu verfolgen.


    Vielleicht ist die IGP Fährtensuche ja nur individuell "unnatürlich" im Sinne von verschiedenen im einzelnen Hund natürlich angeborenen Methoden?


    Das wäre ausserdem ein Meinungskompromiss😉😍


    In meinem schlauen Fährtenlehrbuch werden die Hunde in verschiedene Suchtypen eingeteilt. Dort heisst es, dass die Hunde individuell (aber auch durch Ausbildung) gewohnheitsmässig....


    .... ich beschreibe es so:

    Der Geruch an so einer Fährte ist ja verschiedenen zB zeitlichen oder örtlichen Umständen und Veränderungen unterworfen.


    Hunde werden häufig (unbeabsichtigt) darauf konditioniert oder haben von alleine eine Vorliebe dafür nur die residualen Körpergerüche des Fährtenlegers zu erspüren und verfolgen, anstatt den (wie bei IGP gewünscht) eigentlichen Bodengeruch der sich durch das Darauftreten bildet. Körpergerüche sind großräumiger verteilt und verflüchtigen sich schneller, das verfolgen der Fährte ist ungenauer und vage.


    Ich kann mir vorstellen, dass hier schon am Anfang der Ausbildung "Fehlkonditionierung" stattfinden kann, weil wir ja oft einfach nicht wissen was genau der Hund jetzt eigentlich mit der Belohnung verknüpft.


    Ich sehe bei deinen Beschreibungen, Micha369 , vor allem ein Motivationsproblem, wie oben schon andere beschrieben haben. So wie es sich anhört, würde ich auch wieder zurück zu niedrigeren Ansprüchen, sehr viel höherer Erfolgsrate für deinen Hund, mit viel Lob, evtl Spielzeug. Spielzeug kann bei dem einen Hund durchaus funktionieren in der Fährte während es den anderen nervös macht, muss man immer im einzelnen sehen und abwägen, finde ich.

    Ich könnte mir vorstellen, um beim Motivationstraining zu bleiben, evtl das ganze Fährtenereignis durch Spielen am Fährtengelände aufzumöbeln um Witos emotionalen Zustand für die Fährte etwas zu puschen. Vielleicht ist er auf Fääährte gääähn emotional konditioniert.


    Aber all diese Dinge sind so schwer von der Ferne aus zu beurteilen. Ich finde auch, ein Fährtenseminar mit genauer Einschätzung des Hund/HF Teams könnte was bringen.


    Ich bin gerade in Deutschland zu Besuch bei Familie und schreibe vom Händy, örks.

  • Flummi Sorry, mein Beitrag sollte nicht angreifend klingen.


    Es gibt einfach kein "natürliches Suchverhalten", sondern Sinn macht es, ein Suchverhalten zu zeigen, welches für die Aufgabe Sinn ergibt. Verschiedene Hundetypen und Rassen wurden auf verschiedene Aufgaben selektiert und bieten entsprechendes Verhalten an. Und dann formt man auch in der Ausbildung. Auch Jagdhunde kann man nicht über einen Kamm scheren, da es dort ebenfalls verschiedenen Aufgaben gibt. Stöbern ist auch nicht für jede Aufgabe zielführend. Wie tief der Hund die Nase auf einer Spur hält ist auch rasseabhängig.


    Das Suchen mit tiefer Nase ergibt für den Hund einfach Sinn, wenn die Fährtenarbeit so aufgebaut ist, dass das intensive Suchen auch Sinn ergibt - also den Hund zum Erfolg führt. Meinen Hunden musste ich dieses Suchverhalten allerdings bislang nie erklären. Fällt der Hund auf der Fährte ins Stöbern, dann bilde ich falsch aus. Der Hund soll ja nicht nach Futter oder Gegenständen stöbern, sondern eine bestimmte Spur (in diesem Fall Bodenzerstörung) verfolgen (hier ergibt auch die tiefe Nase Sinn), also auch Verleitungen ignorieren. Auch gibt es bei der Fährtenarbeit kein "Ziel", sondern das Suchen selbst wird zusätzlich belohnt und hervorgehoben. Währenddessen sollen mehrere GS verwiesen werden und nicht nur einer am Ende wie bei anderen Disziplinen.


    Bei der Jagd gibt es übrigens auch ziemliche Unterschiede zwischen Schweißarbeit und Stöbern.


    Das Riechen muss man Hunden nicht beibringen, wir müssen nur lernen wie wir sie auf bestimmte Gerüche ausbilden können.

  • Fällt der Hund auf der Fährte ins Stöbern, dann bilde ich falsch aus. Der Hund soll ja nicht nach Futter oder Gegenständen stöbern, sondern eine bestimmte Spur (in diesem Fall Bodenzerstörung) verfolgen

    Ein Hund kann aber, wenn er weiß was er suchen soll (hier die Bodenzerstörung), diese auch ganz einfach mit höherer Nase finden.

    Und genau hier setzt meine Theorie an.


    Unter natürlichem Suchen, verstehe ich, die für den Hund am energiesparendste Suche für die jeweilige Aufgabe.


    Es macht beim Fährte für den Hund mehr Sinn langsam und korrekt zu suchen, weil er dann auch mehr Lob/Leckerli/Spiel bekommt!

    Nicht weil er das Ende der Fährte sonst nicht finden würde.


    Ich kann deinen Denkansatz @Filler aber trotzdem gut verstehen. Nur nicht so ganz teilen. ;)

  • Ich glaube ich weiß was du meinst.


    Ich kenne einen Mali, der mit recht hoher Nase sucht. Das ist einfach sein Stil. Der macht „trotzdem“ eine tolle Fährtenarbeit.

  • Der sucht auch nicht jeden Tritt penibel aus und pendelt auch nicht. Es ist aber auch kein stöbern, sondern einfach seine Art.

  • Flummi


    Ich glaube, ich hab deinen Post ganz falsch aufgefasst. Du beziehst dich einfach auf das individuelle Suchverhalten des individuellen Hundes, oder? Und das man da vielleicht versucht etwas zu trainieren, was der Hund wenig anbietet?


    Man hört von einigen Trainern leider eine pauschale Abwertung des Fährtensportes, weil das "unnatürlich" sei. Also ganz pauschal. Darauf hatte ich mich bezogen.


    Das es individuelle Unterschiede gibt, da gehe ich total mit!

  • Und mal wieder was zum Thema :)


    Der Zwerg hatte heute morgen zwei kleine Baby-Fährten auf Wiese suchen dürfen. Ich bin sehr zufrieden.

    Aktuell schaue ich auf die Punkte:

    - Ruhig und gesittet zum Abgang

    - Konzentriert, ruhig und gründlich suchen


    Mehr nicht. Demnächst werde ich dann abseits der Fährte damit anfangen die GS aufzubauen.

  • Meine Schwerpunkte beim Training heute morgen lagen auf dem korrekten Verweisen der GS, dafür habe ich auf einem in etwa Fpr3 entsprechenden Stück 10 GS gelegt.

    8 GS hat Hera korrekt verwiesen, einer lag unter ihrer Brust, hab ich Korrektur probiert indem ich ihr ein Futterbrocken unter den Bauch geschoben habe und sie daraufhin ein Stück zurückgerobbt ist, ein Gegenstand lag etwas seitlich von ihr, war wohl dem Wind geschuldet.

    Der 2. Schwerpunkt war Heras losstürmen nach dem Wiederansatz, was mir nicht recht gefällt.

    Hab dagegen in den 4,5. Tritt nach dem GS ein Futterbröckchen gelegt, das hat sie tatsächlich ausgebremst und das weitersuchen ruhiger gemacht.

    Das wären mal so Programmpunkte für dieses Wochenende.

  • Wir waren am verlängerten Wochenende auch mal wieder los.


    Mit der Fährte bin ich aktuell wirklich sehr zufrieden. Die Gegenstände nimmt sie mittlerweile anstandslos an und verweist sehr schön. Auch die ersten Verleitungen waren kein Problem.

    Das Suchen der Fährte und das Verweisen der Gegenstände ist aktuell in perfekter Balance und ich hoffe sehr, dass wir das bis zur Prüfung beibehalten können.


    Futterbelohnung variiere ich sehr stark. Mal liegt sehr viel Futter, dann wieder ein ganzer Schenkel gar nicht, mal bohre ich eine Superbelohnung (Döschen oder Hundewurst) ein. Am Gegenstand belohne ich aktuell noch jedes Mal sehr hochwertig mit Trockenfleischstreifen, Käse oder Hundewurst.


    Nun trainieren wir an der Länge der Fährte, vermehrt Verleitungen und auch die ersten Fremdfährten. Außerdem technisches Feintuning.


    Der Kleine durfte auch einen kurzen Abgang suchen, hat er klasse gemacht.