Angelika, das mit den Zuchtwerten ist so nicht ganz richtig. Man muss immer schauen wie sich ein Zuchtwert zusammen setzt. Wenn ein Hund noch keine Nachkommen hat und einen Zuchtwert von um die 80 besitzt, dann wirken sich die Ergebnisse seiner ersten Nachkommen etwa so aus: je Nachkomme mit "normal" = minus 2, je Nachkomme mit "fast normal" = plus 2, je Nachkomme mit "noch zugelassen" = plus 5 usw. Wenn jetzt eine Hündin 8 Welpen hat, die auch alle hauptgeröngt werden, und von denen haben z.B. 3 Hunde ein "normal", 3 ein "fast normal" und 2 ein "noch zugelassen", dann steigt diese Hündin auf einen Wert von 90 oder gar drüber (so genau kann man das nicht sagen, weil z.B. auch der Zuchtwert des Zuchtpartners mit einbezogen wird). Eine andere Hündin hat ebenfalls 8 Welpen, von denen aber nur z.B. die Röntgenbilder von 3 Hunden vom Verband ausgewertet und mit "normal" beurteilt wurden. Diese Hündin sinkt im Zuchtwert auf etwa 74 bis 75. Es sind aber auch andere Hunde ihres Wurfes geröngt worden, deren Bilder nicht zur Auswertung eingeschickt wurden weil abzusehen war dass es ein schlechtes Ergebnis geben wird. Sprich da können "knatschkaputte" Hunde dabei sein. Wären alle Hunde dieses Wurfes ausgewertet worden, dann hätte diese Hündin wohlmöglich inzwischen einen ZW von 100 oder drüber. So hat sie einen "geschönten" Zuchtwert von Mitte 70 und "glänzt" damit gegenüber der anderen Hündin, bei der die Ergebnisse der Nachkommen alle ehrlich eingetragen worden sind.
Und man muss auch berücksichtigen dass Hunde aus anderen Zuchtbüchern, wenn sie den Befund "normal" haben, erst mal mit dem Wert 100 beginnen. Unabhägig davon wie gut oder schlecht sie in Bezug auf HD in "ihrem" Zuchtverband bisher vererbt haben. Ein ausländischer Deckrüde, der z.B. einen ZW von 90 hat, hat sich über Nachkommen mit "normalen" Hüften bereits "heruntergearbeitet". Während ein inländischer Rüde mit dem selben Zuchtwert vorab einen viel niedrigeren gehabt haben kann, der sich dann durch Nachkommen mit schlechteren Befunden erhöht hat. Ich schaue deswegen weniger auf den Zuchtwert als darauf, wie viele Nachkommen eines Hundes tatsächlich ausgewertet wurden. Und wenn ein Zuchttier eine hohe Röntgenquote hat, bei der auch ein paar schlechtere Ergebnisse dabei sind, ist das für mich besser als wenn von einem Zuchttier nur ein paar wenige Nachkommen ausgewertet worden sind, die aber alle mit "normal".
Der Zuchtwert an sich kann eine Tendenz anzeigen, aber man muss sich in jedem Fall immer ansehen wie er zustande kommt. Z.B. kann ein Hund ja anfangs auch einen sehr hohen Zuchtwert haben (z.B. weil er selbst ein "noch zugelassen" hat). Wenn dieser Hund dann einen Wurf bringt, der komplett mit "normal" ausgewertet wird, wird er immer noch höher im Zuchtwert liegen als viele andere Hunde. Aber in der Praxis hat er überdurchschnittlich gut vererbt in Bezug auf HD. Bei einem Hund ohne Nachkommen ist er lediglich eine Prognose, die sich in der Praxis ( = dem Zuchteinsatz) ja erst noch bestätigen muss.
Der Wert 100 in einer Zuchtwertschätzung ist übrigens "das Mittel der Population". Beim Deutschen Schäferhund entspricht der Wert 100 dem HD-Befund "fast normal". D.h. der durchschnittliche Deutsche Schäferhund hat keine "ganz saubere" Hüfte, aber er wird mit seiner Hüfte nie irgend ein Problem haben. Der statistische Max Mustermann unter den Schäferhunden hat selbst ein "fast normal" und alle seine direkten Nachkommen ebenfalls. Vererbt ein Hund in Bezug auf HD besser als der statistische Durchschnittsschäferhund, liegt sein Wert unter 100, vererbt er schlechter, liegt er über 100. Und deswegen lassen Nachkommen mit dem Befund "fast normal" die Zuchtwerte der Elterntiere steigen, wenn diese unter 100 liegen, während sie die Zuchtwerte von Elterntieren mit Werten über 100 sinken lassen. Unter'm Strich kann das mir aber egal sein, wichtig für mich ist das mein Hund in dem Fall eine "fast normale" Hüfte hat (und nicht "kaputt" ist).