Schutzdienst ja oder nein?

  • Huhu,


    ich habe mal wieder eine Frage an euch ;)


    folgendes, ich habe heute mit einer Bekannten in der Hundegruppe gesprochen, sie hat früher 3 Schäferhunde (insgesamt) augebildet, auch mit SD etc. und sie redet mir immer wieder zu ich solle doch unbedingt mit meiner Abby auch den Schutzdienst beginnen. Das wäre doch so super und sie könne dort "ihre Aggressionen" und "Frust" ablassen (...ich bezweifel derzeit aber das mein Hund so etwas hat...)


    Was spricht denn dafür, diesen Sport zu betreiben im Sinne des Hundes?


    Ich möchte mit ihr gerne (wie in einem andren Thread schon geschrieben) Rettungshundesport oder Fährtenarbeit machen.
    Hierbei war ich der Meinung ich könne meinen Hund auch damit, gut auslasten vom Kopf her und körperlich wäre dann Fahrrad fahren (wenn es ihr möglich ist später) etc. angesagt


    Bin mal gespannt was ihr meint, meine kleine ist jetzt 6 Monate.


    (Eckdaten: Zurückhaltend gegenüber fremden Menschen, geht eher nach hinten als nach vorne bei Bedrängung)


    Vg, Nicole

  • Was spricht denn dafür, diesen Sport zu betreiben im Sinne des Hundes?


    Überhaupt nichts! Meiner Meinung nach braucht kein Hund der Welt Schutzdienst. Vielmehr gibt es Hunde die sich gut dafür eignen, die aber bei angemessener Auslastung keinen SD brauchen. Schutzdienst wird eh oft falsch interpretiert, es ist auch nur ein Sport, bei dem richtig gemacht der Gehorsam im Vordergrund steht, ansonsten sind es oft ritualisierte Abläufe durch viele Wiederholungen gefestigt. Mir macht Schutzdienst sehr viel Spaß, allerdings sind die Nachteile die der Sport mit sich bringt nicht ohne, also jetzt geht es nur um Abteilung C dem eigentlichen SD.


    Hohes Verletzungsrisiko, da viele Hunde in einen Triebbereich arbeiten, bei dem sie nicht so arg viel nachdenken und dazu kommt noch der Faktor Mensch(Figurant), der Fehler machen kann, weil er eben auch nur ein Mensch ist.
    Große Abhängigkeit, gerade als Anfänger. Du brauchst ein dauerhaft stabiles und funktionierendes Team, sonst kommt bald Frust, weil es mehr Diskussion als Training ist, weil du durch viele Pausen nicht weiter kommst u.s.w. Neure Ausbildungsmethoden reduzieren diese Abhängigkeit, da muss man aber auch erst mal das Umfeld haben, welches einem das vermitteln kann. Kaum jemand kommt ohne Zwänge und Einwirkungen aus, manche in nicht unerheblichen Maß.


    Also wie gesagt, mir macht es Spaß und man kann sehr viel über seinen Hund lernen, aber ich würde auch nicht um jeden Preis dran bleiben. Ich könnte mir auch gut Vorstellen den Schwerpunkt auf Fährten zu legen und zusätzlich Obi, oder THS zu machen...


    Ach so, wenn dein Hund einigermaßen Veranlagungen mit bringt und davon gehe ich eigentlich aus, wird er auf jeden Fall auch im SD ausbildbar sein. Da macht viel die Ausbildung aus und natürlich auch Grenzen zu akzeptieren, aber trotzdem das Beste daraus zu machen...

  • Danke für Deine ausführliche Antwort !


    Wir ziehen demnächst ja um und dort im Hundeverein werde ich mal sehen was angeboten wird. Ob sie den Trieb mitbringt oder nicht, kann ich nicht wirklich sagen - dafür habe ich nicht "den Blick" oder wie man das sagt. Sie ist mein erster DSH mit der ich auch richtig Arbeiten möchte und sie soll keiner der Hunde sein von denen man an jeder ecke hört:


    aaaah meiner ist schon von einem Schäferhund gebissen worden deswegen hat er Angst (bla...bla...)


    Sie ist bei ihrem Lieblingsspielzeug zumindest gern mal so zugange das sie daran zerrt und auch mal leise knurrt, ob dies das gewünschte Verhalten, weiß ich wie gesagt nicht.


    Veranlagung müßte theoretisch vorhanden sein: Mutter Leistungslinie / Vater HZ x Malinois

  • Wenn es in deiner "neuen" Heimat im Verein angeboten wird spricht ja auch nichts dagegen sich das ganze einfach mal anzuschauen und sich einiges dazu erklären zu lassen. Evtl. auch mal zur Probe reinschnuppern, dann merkt man vielleicht eher ob es was für Hund und Halter ist...Und Rettungshundearbeit und/oder Fährte ist doch klasse und wäre auch ne super Auslastung für Abby. :)

  • Also wie gesagt, die Veranlagungen....


    Der Hund muss Revieren, also um ein Versteck rennen, das bekommst du vermutlich mit fast jedem Hund hin. Dann soll er im Versteck einen Menschen verbellen, das möglichst druckvoll, aber auch hier kann es ein reines Beutebellen sein, das oft nicht das schlechteste ist und es gab schon sehr, sehr erfolgreiche Hunde die das sehr piepsig gemacht haben... Das bekommst du richtig aufgebaut auch mit fast jedem Hund hin. Und das bisschen Beißen bekommt man vermutlich auch mit den meisten hin...
    Aber ganz klar, ein Hund der eine überzeugende Arbeit mach, selbstbewusst, aber kontrollierbar arbeitet, tolle Einstiege macht, schöne feste Griffe zeigt und belastbar ist, macht natürlich riesig Spaß, wenn man es dann auch so umsetzen kann... :D


    Ich bin am Anfang nur zum Fährten mit und habe bei der UO mit gemacht und beim SD erstmal nur eine Zeit lang zugeschaut... ;)

  • Es spricht nichts gegen SD! Im Gegenteil, wenn es dein erster Hund ist, dann wäre es vielleicht sogar besser wenn du dich für diese Sportart entscheiden würdest, dort helfen dir erfahrene Hundetrainer deinen Hund a) unterzuordnen und b) zu erziehen. Der deutsche Schäferhund ist und bleibt ein Arbeitshund. Meine Mutter hatte 20 Jahre lang deutsche Schäferhunde gezüchtet und für die Polizei ausgebildet. Und sollte es mal wirklich dazu kommen das dein Hund dich oder das Revier verteidigen muss, dann wäre es angebracht wenn er vorher SD gemacht hat.
    Es ist übrigens dringend von Agility abzuraten, zwar sind viele von diesem Hundesport begeistert, aber es zeigt sich im Alter in den Knochen der Hunde...
    Ach und mach dir keine Gedanken über den Charakter deines Hundes, eines der Schäferhunde meiner Mutter mit dem sie zum SD ging war anfangs auch so und anschliessend der beste Hund am Platz. ;)

  • lol


    Erfahrene Hundler gibt es genauso bei den Rettungshundesportlern, THS'lern, Agi und Obi Leuten. Die Kompetenz in der Ausbildung und Erziehung liegt sicher nicht an der Sportart, sondern an den einzelnen Leuten, schwarze Schafe gibt es in allen Bereichen, im VPG Bereich wirkt sich Unkenntnis, allerdings oft sehr viel mehr zu Ungunsten des Hundes aus...
    Und Agi kann man sicherlich auch so betreiben, das es gesundheitlich OK ist. Solange viele VPG'ler ihre Hunde bei 0° C aus dem Auto ziehen um dann fast direkt SD zu machen, brauchen wir uns darüber nicht unterhalten. Wo wird den schon der Hund anständig warm gemacht und wie viele VPG Plätze bieten dazu überhaupt die entsprechenden Möglichkeiten...

  • " Eckdaten: Zurückhaltend gegenüber fremden Menschen, geht eher nach hinten als nach vorne bei Bedrängung "


    Bei diesen Eckdaten brauchst du wenn du SD machen willst einen GUTEN, EINFÜHLSAMEN und ( erstmal ) REIN BEUTEBEZOGENEN Helfer!
    Und die sind absolut selten, leider! Und als Laie nicht zu erkennen, und wenns dir später auffällt ist das Kind im schlimmsten Fall in den Brunnen gefallen.


    Zurückhaltung bei fremden Menschen ist im Rettungseinsatz natürlich auch ein k.o. Kriterium!


    Ich würde mich bei so einem Hund erstmal für sowas wie Obedience, Fährte, THS oder ( je nach Körpergröße und Gewicht ) Agility entscheiden.
    Mit Schutzdienst kannst du auch, wenn du es wollen würdest, noch später anfangen wenn sie gefestigt ist.

  • Bei diesen Eckdaten brauchst du wenn du SD machen willst einen GUTEN, EINFÜHLSAMEN und ( erstmal ) REIN BEUTEBEZOGENEN Helfer!


    Nicht unbedingt, oder besser, einfach nur Beute macht es nicht von alleine. Gerade bei so einem Hund würde ich erst Beute bringen, wenn er stabil vorne steht und gelernt hat, den Helfer mit einer gewissen Präsenz im Griff zu haben. Belastbarer werden die Hunde vermutlich später besser in Beute, keine Frage... Ich denke es kommt auch hier weniger auf die Arbeit, sondern auf den Ausbilder im SD an, nur wenn er von seiner Arbeit 100% überzeugt ist und es auch umsetzen kann wird es was werden. Du wirst einen Ausbilder der überzeugt und gut per Helfertreiben aufbaut nicht verbiegen und wenn er es ordentlich macht, braucht man das auch nicht.

  • Schutzdienst hat nicht viel mit Aggressionsabbau zu tun, es ist ein Beutespiel mit ganz viel Gehorsam, so wie @tux das bereits beschrieben hat.
    Aber was ich nach den vielen jahren bei meinen Hunden festgestellt habe das die nach dem Schutzdienst viel ausgeglichener waren und sehr gut in Form, vor allem was die Muskulatur angeht.
    Natürlich ist ein guter Helfen sehr wichtig, sonst kann es nach hinten losgehen, damit meine ich jetzt nicht unbedingt Aggression es kann auch ins Meideverhalten umschlagen.
    Aber ich würde mir das an deiner Stelle mal anschauen, eventuell wenn der Helfer dir gefällt deinen kleinen mal anhetzen lassen um einfach mal zu sehen wie er sich anstellt.


    Zitat

    Mit Schutzdienst kannst du auch, wenn du es wollen würdest, noch später anfangen wenn sie gefestigt ist.


    Triebförderung fängt im Welpenalter an...


    Klar soll die Beutearbeit im Vordergrund sein, aber wenn der Hund irgend wann gefässtigt ist, sollte man schon mal als Helfer die Belastbarkeit testen, aber ob sich das mit einem Rettungshund vereinabren lässt ???

  • Und sollte es mal wirklich dazu kommen das dein Hund dich oder das Revier verteidigen muss, dann wäre es angebracht wenn er vorher SD gemacht hat.

    ...aber nur dann, wenn der Eindringling mit Hetzarm kommt. :D
    Eín Hund, der sein Revier und seinen Halter verteidigt, tut dies auch, wenn er keinen SD macht.


    Ich mag Schutzhundesport und meine Hunde auch. Lehne es aber ab, einen Hund, der nicht beißen will, über den Wehrtrieb zu holen.
    Er ist auch ohne SD glücklich. Muss ja nicht unbedingt jeder in die Zucht.
    LG Barbara

  • Naja, jeder hat halt so seine Meinung zum Thema Wehrtrieb.
    Es kommt immer darauf an was man mit seinem Hund vor hat, wenn der Hund wirklich ein guter ist und die Möglichkeit besteht irgend wann auf einer LGA oder BSP starten zu können dann geht es ohne Wehtrieb nicht.


    Begründung: Mir als Helfer bei einer LGA selbst passiert, bei der Fluchtvereitelung war ich ziemlich schnell unterwegs und mein Laufschema nach Richteranordnung war grade anlaufen, nicht wie eigentlich üblich schräg.
    Ein Hund saht den Arm nicht und lief mir einfach nur nach, nach 20 Schritten hat der LR abgebrochen.
    Ein anderer Hund sah ebenfalls den Arm nicht, lief mir nach und hatte mich nach fünf schritten voll im Rücken gepackt und nach dem ich trotzden weiter die erforderlichen 20 Schritte gelaufen bin blieb ich stehen und erst nach dem Aus-Komando lies der Hund ab, dieser Hund erhielt für diesen Übungsteil die volle Punktezahl.
    Ich kannte beide Hundeführer, der eine der mir nur hinterher gelaufen ist wurde nie im Wehrtrieb gearbeitet, der andere schon.


    Aber für den normalo Hundesportler braucht man den Wehrtrieb nicht unbedingt...Viele Hunde reagieren noch nicht einmal darauf...


    PS: mir ist nix passiert, der Hund hat voll meine Schutzweste erwischt.

  • SD find ich für den Hund ganz gut. Ich habs gemacht, weils dem Hund Spaß macht und mir nix anderes übrig blieb. :rolleyes:


    Der Hund bekommt zu Anfang die Sicherheit von mir über die Leine, lernt mir zu vertrauen, wenn ich sage, mach die Sau fertig. Er lernt im Gehorsam zu bleiben in verschiedenen Trieblagen, ich lerne ihn in diesen Situationen unter Kontrolle zu halten. Der Hund lernt zwischen den Trieblagen zu wechseln und ich weiss wie ich ihn dazu bringe zu wechseln. Wir haben uns durch den SD besser kennen gelernt. Es gibt sicher Situationen beim Gassie, wo ein normaler Familienhund völlig abdreht. Ich kann meine dann einfach abrufen, weil sie gelernt hat, dass auch im hohen Trieb die Ohren offen bleiben und das Gehirn nicht abgeschaltet wird.


    SD nur aus dem Grund machen, dass mich der Hund beschützt - nein. Das tun meine Beiden auch so. Allerdings hat man den Vorteil bei einem ausgebildeten Hund, dass man ihn dann unter Kontrolle hat. Wahrscheinlich würden sie nur verbellen und nicht beissen, weil kein Ärmel da ist, aber das weiss mein Gegenüber zum Glück nicht. :P


    SD und Rettung gleichzeitig machen, seh ich kein Problem. Für alles gibt es verschiedene Rituale und der Hund ist ja nicht blöd, der kann schon unterscheiden was gemacht wird. :D

  • Danke für die vielen Meinungen zu dem Thema.


    Die kleine Abby ist nicht mein erster Hund und mit ihrer Erziehung bin ich so weit schon echt zufrieden. Sie pariert zwar nicht so wie ein Hund der auf dem Hundeplatz "groß geworden ist" aber das verlange ich auch nicht. Sie ist ja kein Zuchthund bzw. braucht es auch nicht für ihre Papiere etc.


    Zurückhaltend gegenüber fremden Menschen insofern das sie nicht auf jeden freudig zugerannt kommt und ihn anspringt (...) sie schnüffelt erstmal vorsichtig und dann ist es aber auch ok, sie will sich nicht von jedem beschmusen lassen... - fand ich aber bisehr aber auch gut so?


    Sie macht sitz/platz/bleib zuverlässig (auch wenn ich mich nicht sichtbar entferne...) und das Fuß klappt die letzten Tage auch immer besser, ich denke in dem Alter - ist das für den "hausgebrauch" schon ok.


    Ich denke wir werden einfach schauen was für sie am besten geeignet ist. Die Fährtenarbeit vermute ich, wird ihr wohl am meisten Spaß machen - sie sucht nachmittags ihr Futter immer auf einer Wiese "zusammen".


    Vielleicht kennt ja jemand einen guten Verein im Raum Stuttgart?


    Vg, Nicole + Abby